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Aus der Mitte agieren - oder wie Organisationen in ihre Balance finden

17. September 2024:
Balance ist mehr als Resilienz und komplexer als das Ausgleichen zweier Pole. Wie Organisationen es schaffen, in Balance und damit in ihre innere Mitte und Kraft zu kommen, davon handelt dieser Artikel. Mit Leitfragen und konkret umsetzbar. Für deine Organisation, dein Team oder für dich ganz persönlich.

Ein Akt der Balance

Am 23. September ist es wieder soweit: Tag und Nacht sind exakt gleich lang und halten sich die Waage. Was für ein beeindruckender Akt der Balance. Die anstehende Tages- und Nachtgleiche lädt ein, innezuhalten und sich – organisational und persönlich – mit dem Thema Gleichgewicht und Ausgeglichenheit auseinanderzusetzen: Für mehr Vitalität, Gesundheit und Leistungsfähigkeit.

Dass Balance mehr ist als Resilienz und komplexer als das Ausgleichen zweier Pole ist: Das zeigt der vorliegende Blogartikel auf und liefert dazu ein intuitiv anwendbares Modell mit vier Ausrichtungen: Dank Leitfragen konkret umsetzbar für dich persönlich, dein Team und deine Organisation.

Eine so gelebte Balance hält deine Organisation nicht nur gesund: sie unterstützt darüber hinaus die Mitarbeitergewinnung, Identifikation und Engagement sowie echtes Lernen und Wachsen aller Beteiligten.

Wie das möglich ist? Das erfährst du nachfolgend in 3 Schritten:

  • Im ersten Schritt lernst du ein Modell mit 4 Ausrichtungen für eine fundierte Balance kennen und kannst diese anhand von Leitfragen direkt auf deine Organisation übertragen.
  • Im zweiten Schritt bekommst du den Schlüssel für die angesprochene intuitive Handhabung des Modells.
  • Im dritten Schritt kommen wir in die konkrete Umsetzung.
Die 4 Ausrichtungen des Balance Modells

Als Organisation finden wir dann in eine stabile Balance, wenn wir den vier unterschiedlichen Ausrichtungen gleichwertig Raum geben.

1. Ausrichtung – Experimentieren & Schöpfen

Das erste Viertel für eine ausgewogene Balance von Organisationen kümmert sich um die Kreativität und Innovationskraft.
Unternehmerische Innovationskraft erfordert explizite Räume, in denen eingeladen wird zu spielerischem Forschen, Experimentieren, unmöglichen Gedankenspielen und vordergründigem «Un-Sinn».

Dieser vermeintliche Umweg über «nutzlose» Spielwiesen erweist sich als existenzieller Aspekt, um später das maximal mögliche Potenzial umsetzen zu können:

Organisationen, die zuwenig ins Experimentieren & Schöpfen investieren, mögen vielleicht den Status quo halten, können sich aber kaum entwickeln oder längerfristig pro-aktiv den Markt beeinflussen.

Diese erste Ausrichtung hat zudem grosse Wirkkraft auf gut gebildete Berufskräfte und unterstützt sowohl die Mitarbeitergewinnung als auch die Mitarbeiterbindung und das Engagement von Mitarbeitenden.

Mit Veränderungsfreude und Beweglichkeit allein ist es nicht getan: Es erfordert auch eine fehlerfreundliche Haltung, einen bewussten Umgang mit Entscheidungen sowie einen pro-aktiver Fokus.

Mit folgenden Leitfragen findest du heraus, was es brauht, um deine Organisation in der ersten Ausrichtung lebendig zu halten:

  • Welche Spielräume stehen für kreative Prozesse zur Verfügung, die nicht einem bereits vorgegebenen Ziel dienen?
  • Wie trifft dein Team Entscheidungen?
  • Wie geht ihr als Organisation mit Fehlern um?
  • Wie offen verhalten sich die Führungskräfte gegenüber Veränderungen und Neuem?

Frage dich: Findet sich in deiner Organisation Fülle oder ein Übermass bezüglich obiger Kompetenzen, Räume und Verhaltensweisen? Oder herrscht ein Mangel vor?

2. Ausrichtung – Gestalten und Schaffen

Arbeit leisten, wachsen. Ergebnisrund läuft es in der zweiten Ausrichtung, wenn beim Gestalten und Schaffen die «Gemeinschaft» aller Mitarbeitenden im Zentrum steht, ebenso die Beziehungen untereinander sowie die Kommunikation in der Unternehmung.

Das schliesst auch die Diversität der Leistungsträgerinnen, die gegenseitige Wertschätzung sowie soziale Kompetenzen mit ein.

Wer ausgehend von der kreativen Schöpfungsphase nicht in die volle (Selbst-)Verantwortung des Gestaltens & Schaffens kommt, wird auch nicht produktiv.

Wie stark deine Organisation im Gestalten und Schaffen ist, findest du mit diesen Leitfragen heraus:

  • Wie lebt deine Organisation Gemeinschaft und Beziehungen?
  • Sind eure Gefässe für Kommunikation und Austausch in ausreichender Menge vorhanden und wirklich nützlich?
  • Wie ist der Umgang mit Diversität und Vielfalt (von Persönlichkeiten, Meinungen, Werten und Verhalten)?
  • Wie steht es um die Balance von Leistungserwartung und Fürsorge für die Mitarbeitenden?

3. Ausrichtung – Erkennen und Verwerten

Ernten, sortieren und auswerten der «gesäten Früchte». Die dritte Ausrichtung steuert den organisationalen Lernprozess.

Gewinne Klarheit darüber, was a) losgelassen oder -man denke an die alten Zöpfe- gar geschnitten werden muss und b) was gewürdigt und gefeiert werden soll.

Diese Reflexionsräume sind unerlässlich, wenn sich eine Organisation entwickeln und wachsen will.

Sie erfordern (Selbst-)Ehrlichkeit, eine gesunde Feedback- und Konfliktkultur sowie das Bewusstsein für Möglichkeiten und Grenzen.

Durch Erkennen & Verwerten stellst du sicher, dass sich deine Organisation nicht in Kreisen dreht, erstarrt oder sogar erodierende Dynamiken und Verhaltensmuster das Steuer übernehmen.

Mit diesen Leitfragen schätzt du die dritte Ausrichtung für dich, dein Team und deine Organisation ein:

  • Welche formellen Gefässe für (Meta-)Reflexionen stehen zur Verfügung und wie werden sie gepflegt?
  • Wie ist der Umgang mit Erfolgen und Niederlagen – wird gefeiert und gemeinsam «verschmerzt»?
  • Wie beschreibt sich die Feedback- und Konfliktkultur?
  • Wie zeigt sich das organisationale Lernen im Arbeitsalltag?

4. Ausrichtung – Regenerieren und Anbinden

Immer wieder innehalten und als Organisation Kraft tanken für eine nächste Phase: Die vierte Ausrichtung ist im Arbeitsalltag am schwierigsten greifbar.

Warum ist das so?
Viele Organisationen schieben Regeneration und Erholung in den privaten Bereich.

Doch so wie ohne Pausen und ohne Schlaf beim menschlichen Körper gar nichts mehr geht, ist es auch beim organisationalen Körper.

Auch der organisationale Körper braucht Phasen der Ruhe und Regeneration. Sprich: Regeneration ist eine universale Gesetzmässigkeit, an der wir schlicht nicht vorbeikommen. Weil sie im unternehmerischen Handeln so oft vergessen geht, wird sie in diesem Blog verhältnismässig tiefer ausgeführt.

Aufgepasst: Es geht nicht primär darum, als Organisation nichts zu tun. Stattdessen geht es darum, passiven Qualitäten mehr Raum zu geben: Der Akzeptanz, dem Vertrauen, dem «Verdauen» und auch der Intuition.

Die Weisheit der Intuition umfasst weit mehr als der rationale Verstand. Sie bringt Menschen wie auch Organisationen oft zu neuen und ungewöhnlichen Lösungen.

Das «Anbinden» ist absolut essenziell:

Bindet eine Organisation ihr Denken und Handeln nicht an ihr ureigenstes «Why» oder den «Purpose» an, wird seine Unternehmens-Entwicklung langfristig flach verlaufen, Vision und Werte bleiben farblos.

Es stellt sich oft eine diffuse Unstimmigkeit ein, die kompetente Mitarbeitende oder gar Kunden dazu bewegen kann, die Organisation zu verlassen.

Und ohne die Anbindung einer Organisation an den Markt, die Gesellschaft und die Umwelt, bleibt sie ohne Kontext und Verankerung. Dann verlieren sowohl Menschen als auch die Organisation selbst rasch die Orientierung.

Im Umkehrschluss ist die organisationale Anbindung ans grössere Ganze DER Hebel zu Identität, Engagement, Unternehmenserfolg und tiefer Zufriedenheit.

Viele Organisationen sind in der vierten Ausrichtung stark im Mangel. Wie sieht es bei dir aus:

  • Wie zeigt sich der Umgang mit individueller und unternehmerischer Regeneration?
  • Wie klar und wie bekannt in der Organisation ist euer Purpose, euer tiefstes «Why»?
  • Welchen Stellenwert hat Vertrauen in der Organisation und worin wird vertraut
  • Wieviel Bewusstsein über die (Team-)Aufgaben und dein Beitrag an die Gesamtorganisation ist individuell als auch kollektiv vorhanden? Oder: Wie ist das Bewusstsein über die Einbettung der Organisation in das grössere Ganze?

Der Schlüssel zu organisationaler Balance – das Balance Modell
nach transformation in natura ®

Viele theoretische Modelle sind komplex, schwer nachzuvollziehen oder lassen sich nur mühsam im Arbeitsalltag einsetzen.
Das vorgestellte Modell der Balance jedoch funktioniert nach den universellen Gesetzmässigkeiten der Natur. Deshalb ist es einerseits intuitiv nachvollziehbar und wirkt andererseits in der Umsetzung tief und nachhaltig.

Ersetzt du die 4 Ausrichtungen mit den vier Jahreszeiten, dann sieht das so aus:

Abbildung 1 – Organisationale Balance für Teams und Organisationen, eigene Darstellung. Urheberin: Ursula Seghezzi

 

Du kannst die oben beschrieben Qualitäten erkennen:

Im Frühling

  • die Kreativität der neuen Pflanzen – gleich und doch ganz anders als im Vorjahr
  • das unstete Spiel zwischen Winter und Frühling
  • die Inspiration, die das Licht und die aufsteigende Energie mit sich bringen
  • das Blühen von neuen Kombinationen
  • die spielerischen Jungtiere und vieles mehr

Im Sommer

  • zieht es die Gemeinschaft nach draussen
  • wird gelacht, getanzt und gelebt
  • wird gearbeitet (Früchte und Getreide wachsen)
  • geht es um Verantwortung (Jungtieraufzucht) und vieles mehr

Im Herbst

  • ist die Ernte reif
  • die Bäume lassen ihre Blätter los und die Energie sinkt
  • Herbststürme zeigen ehrlich auf, wie gut Pflanzen, Mensch und Tier auf den Winter vorbereitet sind und vieles mehr

Im Winter

  • fühlt es sich äusserlich an wie Stillstand
  • ziehen sich die Säfte und Kräfte der Bäume in die Wurzel zurück
  • wird unter der Erde Kraft getankt
  • ist wenig sichtbar und doch wird alles vorbereitet, um im Frühling voller Energie neues Leben zu formen und vieles mehr

In die Umsetzung kommen

Bestimmt fragst du dich: Wie setze ich das nun mit meinem Team oder meiner Organisation um?

Ganz einfach: Orientiere dich an der Natur und übersetze ihre Qualitäten und ihr Verhalten in einen unternehmerischen Kontext.

Diskutiert im Team, welche Qualitäten in der Fülle, im Mangel oder im Übermass vorhanden sind und wie man diese kultivieren oder schneiden könnte.

Oder du lässt dich persönlich, dein Team oder deine Organisation in diesem Prozess von mir begleiten: Setze dich gern mit mir in Verbindung – und wir schauen deine konkrete Situation detailliert an.

Herzliche Grüsse
Barbara Seeger

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