Visionen – vom Papiertiger zu einem tragfähigen und umsetzbaren Zukunftsbild
Eine Blogserie mit 7 Artikeln zum Thema erfolgreiche Führung in komplexen Zeiten - wissenschaftlich fundiert und konkret umsetzbar.
28. November 2023, Blog #4/7: In diesem Beitrag erfährst du, weshalb Visionen oft nur Papiertiger sind und was es braucht, um echte, sinnstiftende, tragfähige und starke Visionen zu gestalten, die erst noch umsetzbar sind.
Inhalt
- Wie du visionierst – echt, lebendig und umsetzbar
- Kritischer Erfolgsfaktor: Gemeinsamkeit
- Über eine gemeinsame Vision Sinnhaftigkeit, Verbundenheit und Motivation schaffen
- Gemeinsame Visionen schaffen langfristige Perspektiven
- Fazit
- Woran erkennst du, dass in deiner Organisation / Leben echt, lebendig und umsetzbar visioniert wird?
- Ausblick
In Blogartikel 3 haben wir uns mit Reflexion als Entwicklungsbeschleuniger auseinandergesetzt und dabei eine tiefgehende Reflexions- und Lernform kennengelernt: das Double-Loop Learning.
Heute schauen wir uns einen zweiten Faktor an, nämlich: Wie Visionen echt, lebendig und gemeinsam zum Leben erweckt werden können.
Wie du visionierst – echt, lebendig und umsetzbar
Gross denken, gemeinsame Zielbilder kreieren, Zukunfts-Szenarien skizzieren. Visionen haben viele Gesichter. Auf dieses Verständnis von Vision bauen wir in diesem Artikel:
Eine Vision ist die Vorstellung eines Zustandes oder eines Ziels,
das eine Person oder Organisation erreichen will.Eine Vision kann auch die Antwort auf die Frage sein:
«Was wollen wir erschaffen?»
Kritischer Erfolgsfaktor: Gemeinsamkeit
Visionen schaffen dann Sinn, wenn sie aus echten Interessen, Bedürfnissen oder Wünschen in Bezug auf eine Sache entstehen.
Eine der wichtigsten Voraussetzungen, um eine Vision lebendig und umsetzbar zu gestalten, ist der Aspekt der Gemeinsamkeit: Mitarbeitende, explizit Führungskräfte, müssen ihre persönliche Vision an die Vision der Organisation anknüpfen können. Denn laut Senge liegt dort das echte Interesse und die eigenen, wichtigsten Ziele und Motivationen von Menschen. (Senge, 2017, S.233).
Es ist deshalb entscheidend, dass sich die Organisationsmitglieder einerseits mit den eigenen Interessen und Zielen auseinandersetzen und andererseits an der Unternehmensvision teilhaben; sei es über die Mitgestaltung oder über das Vertiefen eines gemeinsamen Verständnisses dazu. So kann Identifikation, Interesse und Engagement entstehen.
Deshalb sprechen wir nachfolgend immer von einer «gemeinsamen» Vision.
Über eine gemeinsame Vision schaffst du Sinnhaftigkeit, Verbundenheit und Motivation
In einer Organisation können sich die Mitglieder durch eine gemeinsame Vision miteinander verbunden fühlen. Dieses Zugehörigkeits-Gefühl -gepaart mit der dahinterliegenden Sinnhaftigkeit– schafft Motivation. Darüber hinaus liefert es sowohl die Energie als auch die nötige Konzentration, um das damit angestrebte Ziel tatsächlich realisieren zu können (vgl. Deci und Ryan, 1993, S. 224).
Sinnhaftigkeit spielt im Übrigen auch eine Rolle für die psychische Gesunderhaltung der Menschen (vgl. Antonovsky, 1997, S. 1 ff.). Somit fördern gemeinsame Visionen die Resilienz der Organisation und auch ihrer Mitglieder.
Gemeinsame Visionen schaffen langfristige Perspektiven
Für die Mitglieder einer Organisation schaffen gemeinsame Visionen langfristige Perspektiven und Denkweisen (vgl. Senge, 2017, S. 226 und 230). Dies wiederum ist eine Voraussetzung für eine vorausschauende Haltung und pro-aktives, gestaltendes Handeln.
Fazit
Gemeinsame Visionen sind wichtige Hebel in der Organisationsführung und -entwicklung, weil sie Energien freisetzen, bedeutsame Orientierungshilfen bieten, Flexibilität in der Art der Zielerreichung gewährleisten und Resilienz fördern.
Damit sich alle Mitarbeiter für die gemeinsame Vision engagieren, müssen sich dieselben mit der Vision identifizieren können. Dies gelingt, wenn jedes einzelne Mitglied seine eigenen Interessen bewusst an die gemeinsame Vision andocken kann. Echte Visionen brauchen also Zeit zum Wachsen.
Woran erkennst du, dass in deiner Organisation / in deinem Leben echt, lebendig und umsetzbar visioniert wird?
Diese Fragen möchte ich dir heute mitgeben:
- Was ist deine ganz persönliche Motivation für deine Arbeit und spezifisch für deine aktuelle Rolle?
- Kennst du die Motivation deiner Mitarbeitenden und Kolleg*innen?
- Wie verstehst du die Vision deiner Organisation und wie findest du mit deiner Motivation im Alltag Anschluss daran?
- Hast du eine Vision für dein (privates) Leben? Wer möchtest du sein und wo/wie findest du Sinn und Motivation dafür?
Ausblick
Mit der gemeinsamen Vision haben wir also einen zweiten Faktor identifiziert, der nebst tiefgreifender Reflexion kraftvolle und erfolgreiche Führung in komplexen, unsteten Zeiten ermöglicht.
Zwei weitere Erfolgsfaktoren schauen wir uns in den kommenden Blogartikeln 5-6 vertieft an:
- Warum du systemisch denken willst – mit Elefanten und Schlangen
- Wo auch bei dir alles anfängt – und warum
Du möchtest wissen, wie echte und lebendige Visionen nicht nur gemeinsam entwickelt, sondern auch umgesetzt werden können – beruflich oder privat? Setze dich gern mit mir in Verbindung und wir schauen deine konkrete Situation detailliert an.
Herzliche Grüsse
Barbara Seeger
P.S. Du hast die vorherigen Beiträge verpasst? Hier findest du Zugriff:
Blog #1: Dort erhältst du einen Überblick über die Struktur und Aufbau dieser Blogserie: «In 7 Schritten zu kraftvoller und erfolgreicher Führung in komplexen Zeiten».
Blog #2: «ANTWORTEST du schon oder REAGIERST du noch auf die Komplexität unserer unsteten Zeit» verschafft dir ein vertieftes Verständnis für die komplexe Ausgangslage unserer aktuellen Situation.
Blog #3: stellt dir den ersten Faktor für kraftvolle und erfolgreiche Führung in komplexen Zeiten vor: tiefgehendes Reflexionsverhalten als Entwicklungsbeschleuniger.
Quellenverzeichnis
- Antonovsky, A. (1997). Salutogenese: zur Entmystifizierung der Gesundheit. Forum für Verhaltenstherapie und psychosoziale Praxis. Tübingen: Dgvt-Verlag.
- Deci, E. und Ryan, R. (1993). Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation und ihre Bedeutung für die Pädagogik. Zeitschrift für Pädagogik, Nr. 39. S. 223-228.
- Senge, P. (2017). Die fünfte Disziplin. Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft.Steuern.Recht GmbH.
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